Ein Gespräch mit RA Michael Eckert, Vorsitzender des Anwaltsvereins Heidelberg
„Der Deutsche Anwaltstag war meiner Meinung nach ein voller Erfolg.“ Michael Eckert, Fachanwalt für Arbeitsrecht und Vorsitzender des Anwaltsvereins Heidelberg, gehört mit zu den fünf lokalen Anwaltsvereinen, die zusammen mit dem Deutschen Anwaltverein (DAV) den Anwaltskongress in der Metropolregion Rhein-Neckar organisiert haben. Die fünf Anwaltsvereine, die sich bei diesem Event engagiert haben, sind neben Heidelberg, die Vereine aus Mannheim, Ludwigshafen, Frankenthal und Speyer. Das Besondere dabei: Diese fünf Vereine arbeiten schon lange zusammen und haben ihre Erfahrungen aus regionalen Anwaltstagen für den DAT konzentriert.
Die Zusammenarbeit unter benachbarten Anwaltsvereinen ist nicht außergewöhnlich, aber dass fünf Vereine auf der Fortbildungsebene seit Jahren intensiv zusammenarbeiten, das dürfte in Deutschland einmalig sein. Es gab da durchaus Hindernisse. Das erste ist der Rhein, der die beiden Bundesländer Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz trennt. Dann gab es gerüchteweise so etwas wie natürliche Rivalitäten zwischen Mannheim und Ludwigshafen und zwischen Heidelberg und Mannheim. Die Anwaltsvereine Heidelberg und Mannheim, in der Fünfer-Riege mit insgesamt 1.400 Mitgliedern die größten Vereine, haben sich als erste entschieden, Fortbildungen gemeinsam anzubieten. Diese Fortbildungen sind für Mitglieder kostenlos. Das ist in Deutschland keine Selbstverständlichkeit.
Vernetzung verbindet
Hat aber gute Gründe, wie Michael Eckert aufzeigt: „Wir wollen unseren Mitgliedern einen Mehrwert bieten und wir wollen damit natürlich auch Werbung für unsere Arbeit machen.“ Es scheint sich auszuzahlen, denn über Mitgliedernachwuchs brauchen sich die Vereine in der Metropolregion keine Gedanken zu machen. Im Gegensatz zum bundesweiten Trend, der eher rückläufige Mitgliederzahlen aufweist.
Inzwischen heißt das, jedes Mitglied aus den fünf Vereinen kann an allen Fortbildungsveranstaltungen kostenlos teilnehmen, egal ob das so große Arbeitsgemeinschaften wie die für Arbeits-oder Familienrecht oder kleine wie für Medizin-oder Insolvenzrecht sind. Und Eckert geht noch weiter: „Jeder Rechtsanwalt und jede Rechtsanwältin kann an unseren Fortbildungen dabei sein, Voraussetzung ist nur die Mitgliedschaft in einem Anwaltsverein.“
Regionale Anwaltstage stoßen auf großes Interesse
Bereits vor sechs Jahren haben die Anwaltsvereine im Mannheimer CongressCentrum, in dem jetzt auch der DAT über die Bühne ging, ihren ersten regionalen Anwaltstag ausgerichtet. Michael Eckert: „Mit ca. 120 Teilnehmern war das schon ein voller Erfolg.“ Der Renner kam dann drei Jahre später. Da fand der Metropol-Anwaltstag im Heidelberger Justizzentrum statt und hatte sage und schreibe 303 Besucher. 26 Vorträge gab es an diesem Tag, mit dabei auch Richter, viele Referendare und Studierende. Besonders die „Werbung“ für den Anwaltsberuf liegt den Vereinen sehr am Herzen. „Wir wollen doch, dass auch die guten Köpfe den Beruf des Anwalts für sich in Betracht ziehen und da müssen wir möglichst früh Überzeugungsarbeit leisten.“
Der Anwaltsstand – auch etwas für den Nachwuchs
Dieses Bemühen um den Nachwuchs hat sich auch auf dem DAT gezeigt, so gab es einen sehr gut besuchten Empfang für Referendarinnen, Referendare und Studierende. „Da konnten die jungen Kolleginnen und Kollegen sehen, dass Rechtsanwälte nicht alle alte Damen oder Herren sind, die mit Cognac-Schwenker durch die Gegend laufen“. Diese Bemerkung hängt zusammen mit den Ergebnissen einer Umfrage des Heidelberger Anwaltsvereins bei Studierenden, die solche Vorurteile deutlich zum Vorschein brachte.
In Heidelberg gibt es im Übrigen einen Verein „mit dem längsten Namen, den ich kenne“, erzählt Michael Eckert. Der Name: ‚Verein zur Förderung der anwaltsorientierten Juristenausbildung an der Universität Heidelberg e.V.‘. Rechtsanwälte und Rechtsanwältinnen gehen in die Uni, halten dort Vorlesungen und bieten Übungen an für die Bereiche anwaltliche Taktik, anwaltliches Arbeiten und anwaltliches Vorgehen. „Das macht viel Spaß“, meint Michael Eckert, der für sich selbst seinen Traumberuf als Fachanwalt für Arbeitsrecht gefunden hat.
Und er kann richtig schwärmen. „Klar haben Rechtsanwälte längere Arbeitszeiten als beispielsweise manche Juristen im öffentlichen Dienst. Aber ich habe einen Umfang an Freiheit, den ich mir gerne mit etwas mehr Arbeit erkaufe, zumal ich mir ja auch aussuchen kann, was ich machen will und wann.“
Getrennt marschieren – vereint schlagen
Der DAT war für die Anwaltsvereine aus Heidelberg, Mannheim, Ludwigshafen, Frankenthal und Speyer gleichzeitig der dritte Metropol-Anwaltstag. „Wir haben deshalb auch komplette Listen mit Referenten, Themen, Infos und den Kontaktdaten zum DAV nach Berlin geschickt und das hat sich alles im Programm des DAT wiedergefunden, zu erkennen unter der Hauptüberschrift „Anwaltsvereine der Metropolregion Rhein-Neckar“.
Die Anwaltsvereine sind zufrieden. Lachend meint Michael Eckert: „Wir reden immer noch miteinander. Die Vorbereitungen für den DAT haben uns eher noch mehr zusammengeschweißt und wir haben auch von den Besuchern, was ja speziell bei Anwälten eher selten vorkommt, eigentlich nur positives Feedback bekommen.“
Der Anwaltstag 2019 findet Mitte Mai in Leipzig statt.
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