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Anwalt am Puls der Zeit

Anwalt am Puls der Zeit

Wenn man auf Rechtsanwalt Christian Solmecke, seit 2010 Gesellschafter in der Kölner Kanzlei Wilde Beuger Solmecke (wbs), trifft und sich eine Zeitlang mit ihm angeregt unterhält, dann stellt sich einem relativ schnell die Frage, wie schafft der das alles. Die Antwort scheint unter anderem darin zu liegen, dass er alles, was er tut, einfach gerne und mit Leidenschaft tut. Bei ihm kommen Neugierde auf alles Neue, eine absolute Liebe zu IT und Technik, Freude zu kommunizieren und juristischer Sachverstand in einer guten Mischung zusammen. Und mit einem Augenzwinkern fügt er hinzu: „Ich kann auch super gut delegieren.“

400 Fernsehinterviews vor allem im Bereich IT Recht hat der 43-jährige inzwischen gegeben. youtube bezeichnet er als „unseren erfolgreichsten Kanal“. 18 Millionen Klicks und 76 000 Fans für einen reinen Jurakanal sprechen für sich. „8000 Mandate haben wir allein über youtube in den letzten Jahren gewonnen“, erzählt Solmecke und er wundert sich, dass viele Anwälte dieses Medium so sehr vernachlässigen, zumal youtube der Informationskanal der jungen Menschen von heute sei. wbs war in Deutschland eine der ersten Kanzleien, die bei Google Werbung geschaltet hat.

youtube als Marketinginstrument

Die Vergangenheit des Christian Solmecke ist wichtig, will man seine gegenwärtigen Tätigkeiten verstehen. Mit 11 Jahren programmierte er seinen ersten Computer. Sein Vater schenkte ihm Anfang der 80er nicht etwa den üblichen Commodore 64 für seine Computerspiele, sondern einen Apple 2C und dafür gab es so gut wie keine Spiele. Also programmierte der Junge selbst das, was er wollte. Diese frühe Auseinandersetzung mit der jetzt herrschenden und weiter zunehmenden Digitalisierung hat ihm nie Angst gemacht und wird es auch in Zukunft nicht tun.

Der Schüler Christian Solmecke strengte sich zum Abitur hin enorm an, er wollte unbedingt einen Notendurchschnitt von 1,0, um in Dortmund Journalismus studieren zu können. Er hatte schon früher immer mal für die Lokalzeitung geschrieben und erkannt, dass Journalismus sein Ding war. Dennoch studierte er schließlich Jura, arbeitete aber bis 2004 immer auch als Radiomoderator, u.a. beim WDR. Diese Erfahrungen sind ihm natürlich heute äußerst nützlich, wenn er seine eigenen Videos für youtube dreht. 1.500 sind es inzwischen und 14.000 Texte stehen online, außerdem gibt es zu verschiedensten Themenbereichen auch Buchveröffentlichungen.

„Es geht darum, unseren Mandanten bestmöglich zu helfen und das Recht so weit wie möglich auszuloten, das alles gepaart mit wirtschaftlichem Denken“, erklärt Solmecke seine Intention.

Als Rechtsanwalt arbeitete er zunächst in einer Kanzlei mit Notariat in Gevelsberg, einer Kleinstadt in Nordrhein-Westfalen. Damals begann er sein Fachgebiet für IT und Medienrecht aufzubauen, jedoch noch ohne Internetseite. Doch Gevelsberg war dann ein bisschen zu klein, speziell auch für sein Themengebiet.

Rafaela Wilde hatte er während seines Referendariats bei PricewaterhouseCoopers Veltins kennengelernt. Die war inzwischen mit Michael Beuger zusammen in einer eigenen Kanzlei und Christian Solmecke stieß dann dazu. Er hatte zwischen dem ersten und zweiten juristischen Examen den Master in IT und Medienrecht mit Studium in Hannover und Leuven absolviert und zwar im Rahmen des European Legal Informatics Study Programme. Er nennt sich deshalb auch Master of Laws im Bereich IT Recht.

Einer seiner auch für die Allgemeinheit bekanntesten Prozesse war das Morpheusverfahren. Es ging dabei um die Frage, ob Eltern für ihre Kinder rechtlich haften müssen, wenn sie sich an Tauschbörsen beteiligen. Der BGH urteilte 2012, dass es ausreicht, wenn Eltern ihre Kinder auf die Gefahren aufmerksam machen. Die Eltern waren also von Haftungen frei gesprochen.

Solche Verfahren würde Christian Solmecke vermutlich auch heute noch übernehmen. Ansonsten ist er aber eher für Marketing und Kommunikation von wbs zuständig, egal ob im Internet oder bei Fernsehauftritten. Lachend meint er: „Ich habe nicht das Gefühl, arbeiten zu müssen. Ich tue genau das, was ich schon immer tun wollte.“

Keine Angst vor Legaltech

Bei dem 43-jährigen Rechtsanwalt entsteht der Eindruck, als lebte er genau in „seiner“ Zeit. Standardisierung von Rechtsfragen und online-Angebote für die Kunden, das alles ist für ihn selbstverständlich. „Das eine ist, selbst im Internet präsent sein und das andere sind Legaltech-Angebote, mit deren Hilfe, sich Mandanten schon mal vorab informieren können, was sie brauchen“, meint er. Die Kanzlei wbs beschäftigt inzwischen ihre eigenen Programmierer und hat eine eigene Software entwickelt. Auch vor Bewertungen schreckt Solmecke nicht zurück: „Ich will doch wissen, was unsere Kunden von uns halten, nur dann kann ich reagieren.“

Mit Begeisterung stellt er immer wieder junge Referendare und Referendarinnen für die Mitarbeit in der Kanzlei ein. Da kommt es ihm immer noch auf Menschen an. „Roboter können das nicht leisten“, sagt er dazu und außerdem brauche wbs ja auch immer wieder junge Anwälte, um das inzwischen 80-köpfige Team zu verstärken und da zeige sich schon oft im Referendariat, wer zum Team passe.

Was macht ein Christian Solmecke in zehn Jahren? „Ich habe eine absolute Neugierde auf alle Legaltech-Geschichten, vielleicht werde ich ja mal Chef eines Legaltech-Unternehmens“, meint er lachend.

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